Immer mehr Todesfälle durch Alkohol in Deutschland

In Deutschland sind 1,5 Millionen Menschen von Alkohol und etwa 1,9 Millionen von Medikamenten abhängig. Etwa 9,5 Millionen Menschen gelten als alkoholgefährdet, d.h. sie haben ein riskantes Trinkverhalten. Auf den übermäßigen Alkoholkonsum lassen sich jährlich 73000 Todesfälle zurückführen( „Jahrbuch Sucht 2010“, Hrsg. Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS).

Die Zahl der Jugendlichen die in hohen Mengen Alkohol konsumieren bzw. durch sogenanntes „ Komasaufen “ ihre Gesundheit aufs Höchste gefährden ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. So mussten im Jahre 2008 rund 25700 Kinder und Jugendliche im Krankenhaus behandelt werden, weil sie sich durch exzessiven Alkoholkonsum in eine lebensgefährliche körperliche Verfassung gebracht hatten.
Von riskantem Trinken spricht man, wenn Frauen umgerechnet mehr als 12 Gramm reinen Alkohol pro Tag trinken, also etwa einen Viertelliter Bier. Bei Männern liegt Grenze bei der doppelten Menge. Bei Jugendlichen ist seit Jahren die Zahl derer die regelmäßig Alkohol konsumieren gesunken.
Die Grenzen zwischen Genuss und riskantem Konsum sind fließend. Es gibt wohl kaum einen Menschen, der mit dem Vorsatz Alkohol trinkt, Beruhigungs- oder Schlafmittel einnimmt oder zu illegalen Drogen greift, um hiervon abhängig zu werden. Der arglose Umgang mit Alkohol oder anderen Suchtmitteln führt über einen längeren Zeitraum schleichend zur Abhängigkeit. Auch der Übergang von der ärztlichen Verschreibung von Medikamenten zum Missbrauch und zur Abhängigkeit von Medikamenten ist fließend. Insbesondere ältere Menschen über 65 Jahre sind hiervon betroffenen.

Immer noch wird in der Gesellschaft der problematische Umgang mit Alkohol und die Alkoholabhängigkeit als Charakterschwäche gesehen. Als typischer Alkoholiker sieht man den Obdachlosen, der morgens am Kiosk steht und sein Bier trinkt. Dieses Bild des Alkoholikers dient vielen Menschen dazu, nicht selbst über den eigenen Umgang mit Alkohol kritisch nachdenken zu müssen. Dabei leben Suchtkranke in allen gesellschaftlichen Schichten, Berufen und Altersklassen.
Die Ursachen, die zur Entwicklung einer Alkoholabhängigkeit oder auch zu einer Medikamentenabhängigkeit führen können, sind so vielschichtig wie das Leben. Alles, was dazu dient, den Sorgen des Alltags zu entfliehen, kann zu süchtigem Verhalten und zur Abhängigkeit führen. Jedes Suchtverhalten ist ein Versuch Probleme zu lösen, der nicht nur erfolglos ist, sondern selbst zum Problem wird. Alkohol löst Arbeitsverhältnisse, Ehen, Familien, Bankkonten, Freundschaften und Gehirnzellen auf. Alkohol löst jedoch keine Probleme. Je eher jemand es schafft, sich seine Alkoholprobleme oder auch psychische Probleme einzugestehen, desto höhere Erfolgsaussichten hat er, sie mit Hilfe einer Beratung oder einer Behandlung zu überwinden. Auch bei psychischen Problemen wie Depressionen, Ängste oder Schlafstörungen die oft auf psychische Probleme zurückgeführt werden können, scheuen viele Betroffene den Gang zu einer Beratungsstelle oder einem Psychologen. Nach Schätzungen der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) leiden etwa 5 Prozent der Bevölkerung in Deutschland an einer Depression, Tendenz steigend. Immer mehr Krankschreibungen und auch Berufsunfähigkeiten sind Folge psychischer Probleme. Betroffene lassen sich meist lieber von ihrem Arzt Beruhigungs- oder Schlafmittel verschreiben anstatt Hilfe bei einem Psychotherapeuten zu suchen. Hierdurch werden zwar die Symptome gelindert, jedoch die Ursachen werden oft weder geklärt noch behoben. In der Medizin wird der Zusammenhang und die wechselseitige Beeinflussung von Körper, Seele und Geist noch allzu oft nicht gesehen.

Verfasst von:
Name: Günter Faßbender, Dipl. Sozialarbeiter
Seit 1981 in der Suchtberatung und der ambulanten Rehabilitation von Suchtkranken tätig. Autor des Buches „Na dann Prost Alkoholproblemen erkennen und überwinden“,Schneider Verlag Hohengehren.
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